Passivhaus ist beschlossene Sache
Die Bau- und Wohngenossenschaft Wohnsinn, bislang in Kranichstein aktiv, hat Zuwachs bekommen: Wohnsinn Bessungen. Derzeit etwa 30 Mitglieder organisieren unter diesem Namen in der Lincoln-Siedlung ein genossenschaftliches Mehrgenerationenwohnprojekt im Passivhaus.
Bis April diesen Jahres firmierte die Gruppe noch unter „Wohnsinn Lincoln“. Doch eine Mitgliederbefragung im Frühjahr ergab eine Mehrheit für „Wohnsinn Bessungen“ – dies soll klar zeigen, dass Lincoln Teil des größeren und wesentlich älteren, traditionsreicheren Quartiers Bessungen ist.
An dem, was die aktuell 30 Lincoln-Wohnsinnler rund um Albert Dott und Uwe R. Fritsche, beide Mitglieder des SprecherRats, vorhaben, ändert die Umbenennung ohnehin nichts: Gemeinsam will man in der Siedlung ein Mehrgenerationenwohnprojekt realisieren, und das, anders als Heinersyndikat oder Zusammenhaus, in einem Passivhaus. Das freilich muss erst noch gebaut werden, denn noch steht an seiner Stelle ein einst von den Amerikanern errichtetes Wohngebäude.
40 barrierefreie Wohneinheiten will Wohnsinn auf 4,5 Geschossen realisieren, darunter auch ein Drittel Sozialwohnungen. „Wenn wir schon neu bauen, dann gleich richtig und etwas Zukunftsfähiges schaffen“, erklärt Uwe R. Fritsche die Entscheidung für die besonders energieeffiziente Gebäudeform. Beim Passivhaus allein soll es jedoch nicht bleiben. Auch der Einsatz von Solarenergie und Mieterstrom gehören dazu, ebenso wie sich Uwe R. Fritsche gut vorstellen kann, dass in das Haus ein gemeinsames Kühlhaus integriert wird, damit die Bewohner keine energiefressenden einzelnen Tiefkühltruhen brauchen. Viele Fahrräder, e-Bikes und elektrisches Carsharing sollen genutzt werden, weitere mobile und nachhaltige Ideen werden noch entwickelt. So ist die Gruppe – ganz im Sinne guter Nachbarschaft und eines offenen Dialogs – bereits mit den künftigen Bewohnern vom Heinersyndikat im Gespräch. Sie diskutieren über Mieterstrom, die Anlage und Platzierung von Radboxen oder die Gestaltung gemeinsamer Außenanlagen.
Dass die Uhr bis zum Ende der Konkretisierungsphase gefühlt immer schneller zu laufen scheint, beunruhigt die Wohnprojektler nicht. Schließlich können sie mit der „Mutter“ Wohnsinn im Rücken, optimistisch in die Zukunft blicken. „Das Thema Finanzierung sehen wir entspannt. Wir profitieren von der Erfahrung der Genossenschaft und können mit ihr auf eine tragfähige Organisation bauen“, ist sich Albert Dott sicher. Für die Mitglieder bedeutet die Zugehörigkeit zur Genossenschaft den bewussten Entscheid für diese Organisationsform: Sie erwerben kein Eigentum, sondern genießen lediglich ein Wohnrecht. Damit verbunden sind Rechte und Pflichten. „Man ist für alles mit verantwortlich“, stellt Uwe R. Fritsche klar: „Für alle, die nicht mehr in einer WG, aber auch nicht isoliert in ihren eigenen vier Wänden wohnen wollen – ein gutes Konzept.“ Toleranz sei allerdings eine wichtige Voraussetzung. Sonst funktioniere eine so bunte Truppe nicht. Und bunt, vielfältig, will Wohnsinn Bessungen sein: Willkommen sind Menschen mit ganz unterschiedlichen Einkommen, und ab Sommer will man sich auch noch gezielter für Familien öffnen.